Aktuelle Lage Containerschifffahrt – Pandemiegewinner?

Aktuelle Lage Containerschifffahrt – Pandemiegewinner?

Im Vergleich zu vielen anderen Branchen bildet der Logistiksektor in der derzeitigen Corona-Pandemie einen interessanten Kontrast. Die meisten Branchen und Unternehmen leiden stark unter der aktuellen Coronakrise. Für die Logistik kann man jedoch von einem absoluten Boom inmitten der Pandemie sprechen. Im Gegensatz zum Großteil vieler Unternehmen lässt sich in Bezug auf Frachtführer und Speditionen sagen, dass diese aus wirtschaftlicher Sicht von der Pandemie profitieren. Insbesondere in der zweiten Hälfte von 2020 brummten die Geschäfte der Reedereien, was jedoch nicht nur positive Folgen mit sich brachte: Weltweit kam es zu einem absoluten Warenstau. Die Containerschiffe waren aufgrund der hohen Nachfrage teilweise so voll, dass bei schwerem Seegang deutlich mehr Container über Bord gingen als gewöhnlich. Nach offiziellen Angaben waren dies in nur 80 Tagen mehr als 3.000 Container. Alle Schiffe wurden der extremen Nachfrage zufolge bis zum Anschlag beladen, was schlussendlich die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass Container bei schlechtem Seegang aus der Verankerung des Schiffes gerissen werden.

Zudem sind die Frachtpreise während der Pandemie, angesichts der hohen Nachfrage, teilweise um das Zehnfache gestiegen (vgl. hierzu untenstehende Abbildung). Der Transport eines Standard-Containers auf der Route von Asien nach Nordeuropa ist laut Branchenangaben Ende 2020 durchschnittlich von 2.000 US-Dollar auf über 9.000 US-Dollar gestiegen. Diese hohen Preise werden durch Kunden bestimmt, die um Container kämpfen, welche in Zeiten der jetzigen Pandemie als knappe Ressource gelten. Besserungen werden somit erst mit dem Ende des Corona-Lockdowns erwartet. Grund für den Anstieg ist die extrem gestiegene Nachfrage von Containern auf der Asien – Pazifik Route und lange Liegezeiten in den Löschhäfen aufgrund reduzierten Personals in Folge von Infektionsschutz. Besonders in den USA. Ein weiterer Faktor sind die gesunkenen Belly-Kapazitäten[1] in der Luftfracht um teilweise über 65 Prozent und damit extrem gestiegene Preise für die verbliebenen Frachtkapazitäten. Denn etwa 50 Prozent der gesamten Tonnage werden in freien Laderäumen von Passagiermaschinen befördert. Aufgrund massiver Reisebeschränkungen und dem daraus resultierendem Stilllegen ganzer Flugzeugflotten, sind diese Kapazitäten zu einem Großteil weggefallen.

Containerschiffe sind aus dem Blickwinkel von Klimaschützern nicht die optimale Lösung. Obwohl sie häufig als eine sehr klimafreundliche Ölverschmutzung gelten, stoßen sie tonnenweise Schadstoffe aus und tragen zu extremer Luftverschmutzung bei. Der Ausstoß von CO2 ist mit 15,1 Gramm CO2 pro transportierter Frachttonne und Kilometer im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern relativ gering. Für LKWs liegt dieser Wert beispielsweise bei 50 Gramm CO2 pro Tonnenkilometer. Betrachtet man jedoch die gesamte Klimabilanz eines Containerschiffs, muss berücksichtigt werden, dass die Emissionen von Luftschadstoffen durch die Schifffahrt weit höher liegen als bei anderen Transportmitteln. Große Mengen an Schwefeloxiden, Feinstaub, Stickoxiden und Ruß werden von Hochseeschiffen emittiert, die nicht nur unserer Umwelt, sondern der menschlichen Gesundheit extrem schaden. Insbesondere Stickoxide und Ruß tragen verstärkt zum Klimawandel bei auf dem Meer, für die Ölverschmutzung an Stränden trägt die Schiffsfahrt eine Teilverantwortung. Darüber hinaus sterben allein in Europa jährlich mehrere Tausend Menschen vorzeitig an den Folgen der Schiffsemissionen.

Um die Luftverschmutzung im Schiffsverkehr zu reduzieren, würde schon die Einführung von wirksamen Abgastechniken (Rußpartikelfilter, Katalysatoren), wie bereits seit Jahren im Straßenverkehr etabliert, einen großen Beitrag leisten. Die Nutzung von synthetischen Kraftstoffen oder zumindest LNG wäre ebenfalls eine wichtige Grundvoraussetzung: Dabei ist unerlässlich, dass Reedereien auf eine umweltfreundlichere Variante – weg vom Schweröl – umstellen.

Josephina Schellberg

Quellenhinweise:
https://www.welt.de/regionales/hamburg/article223975554/Warum-die-Containerschifffahrt-mitten-in-der-Corona-Pandemie-boomt.html
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Frachter-verlieren-3000-Container-in-80-Tagen-article22387469.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Containerriesen-fahren-Corona-Flaute-davon-article22301896.html
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/containerschifffahrt/16646.html
https://www.dw.com/de/wegen-corona-werden-die-kisten-knapp/a-55908519
https://www.iata.org/en/pressroom/pr/2020-06-30-01/

[1] In der Luftfahrt bezeichnet der Begriff Belly (englisch „Bauch“) die unteren (d. h. unterhalb des Passagier-deckes) befindlichen Räume eines Flugzeugs

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