15 Feb Kompensieren ist gut, Vermeiden ist besser – über die Möglichkeiten der CO2-Kompensation bei Flugreisen
Fast 70 Prozent der gesamten Kohlenstoffdioxid-Emissionen werden von nur zehn Ländern verursacht. Dabei ist China für rund 28 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich und damit der weltweit größte CO2-Emittent. Deutschland lag 2019 mit knapp zwei Prozent auf Platz 7, unter anderem hinter den USA, Indien, Russland und Japan. CO2 ist eines der Treibhausgase, die maßgeblich zur Erderwärmung beitragen. Diesen Temperaturanstieg gilt es auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen, so steht es im Pariser Klimaabkommen. Zudem sieht das Abkommen vor, dass in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts eine sogenannte Treibhausgasneutralität, also ein Gleichgewicht zwischen Treibhausgasemissionen und deren Abbau durch Senken, erreicht werden soll.
Da der Luftverkehr mit fast zwei Prozent einen nicht unerheblichen Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen ausmacht, wurden zum Erreichen des Ziels der Treibhausgasneutralität Möglichkeiten geschaffen, die von Flugreisen verursachten Emissionen durch Kompensationszahlungen auszugleichen. Dabei wird anhand der Reisedaten der CO2-Ausstoß ermittelt sowie der Preis, der bezahlt werden muss, um diese Emissionen zu „neutralisieren“. Je nach Anbieter werden dann von den Einnahmen unterschiedliche Projekte unterstützt, wie etwa die Förderung von erneuerbaren Energien oder die Aufforstung von Wäldern. Im Folgenden sollen nun einige dieser Anbieter mit ihren Projekten vorgestellt werden.
Die gemeinnützige Organisation „atmosfair“ verwendet die Beiträge, um unter anderem in erneuerbare Energien – insbesondere in Entwicklungsländern – aber auch in Umweltbildung in Deutschland zu investieren. So förderte „atmosfair“ beispielsweise die Errichtung einer großen Photovoltaik-Anlage zur Erzeugung von Solarstrom im Senegal, wodurch der Einsatz von fossilen Brennstoffen reduziert und zudem Arbeitsplätze für Betrieb und Wartung der Anlage geschaffen werden konnten. Auch der CO2-Kompensationsfond „Klima-Kollekte“ der christlichen Kirchen in Deutschland engagiert sich besonders in entwicklungsschwachen Ländern im Bereich von erneuerbaren Energien und effizienzsteigernden Maßnahmen. Die „Klima-Kollekte“ investierte beispielsweise in eine Photovoltaik-Anlage für ein Krankenhaus in Myanmar. Durch die Anlage kann die Stromversorgung zuverlässig sichergestellt und auf den Einsatz des Dieselgenerators für das Krankenhaus verzichtet werden. Bei der „Klima-Kollekte“ ist zudem nicht nur eine Kompensation der Emissionen von Flugreisen, sondern auch von Reisen mit Auto, Bus und Bahn sowie von Emissionen aus der Strom- und Wärmeerzeugung für den eigenen Haushalt möglich. Das Projekt „ClimateFair“ der Klimaschutz+-Stiftung ermöglicht ebenfalls Zahlungen für alle genannten Verkehrsmittel. Dabei werden jedoch nicht nur Zahlungen zum Ausgleich der CO2-Emissionen berechnet, sondern allgemeine sozio-ökologische Folgekosten. Diese umfassen gesundheitliche, finanzielle und ökologische Kosten, die durch wirtschaftliche Tätigkeiten einzelner entstehen, jedoch anstatt von diesen getragen zu werden, der Allgemeinheit überlassen werden. Die erhaltenen Gelder werden vornehmlich in regionale, gemeinnützige Nachhaltigkeits-Projekte investiert, die einen relevanten Beitrag zur Ausgestaltung einer sozial und ökologisch gerechteren Gesellschaft leisten.
Die Möglichkeit, die durch die eigenen Reisen entstandenen CO2-Emissionen durch Ausgleichszahlungen zu kompensieren, sollte jedoch nicht als Freifahrtschein für jegliche Reisen gesehen werden. Vielmehr gilt es zu hinterfragen, ob beispielsweise anstatt eines Kurzstreckenfluges der Umstieg auf ein klimafreundliches Verkehrsmittel, wie etwa die Bahn, möglich ist oder ob nicht sogar ganz auf eine Reise verzichtet werden kann. Denn grundsätzlich gilt: Kompensieren ist gut, Vermeiden ist besser.
Marilen Sieker
Bildquelle: AdobeStock
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