Corona Krise – Auswirkungen auf die Entsorgungsbranche

Corona Krise – Auswirkungen auf die Entsorgungsbranche

(Anna-Lena Bareiß)
Kein noch so großer Optimist mag ernsthaft daran zweifeln, dass die Corona-Pandemie massiv in alle Bereiche des menschlichen Lebens eingreift. Während die Lebensmittelversorgung in Deutschland laut Angaben des Lebensmittelverbands sichergestellt ist, stellt sich die Frage, ob dies auch für die Abfallentsorgung weiterhin als selbstverständlich angesehen werden kann.

Probleme der Abfallentsorgungsunternehmen
Bereits vor Ausbruch der Pandemie hatte die Branche mit dem massiven Mangel an LKW-Fahrern zu kämpfen – eine Situation, die sich jetzt immer weiter verschlimmert. Viele Fahrer kommen aus dem Ausland und sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Zudem fallen auf Grund von Quarantäneregelungen immer mehr Fahrer aus, sodass der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) dazu aufgerufen hat, besondere Maßnahmen einzuleiten. Beispielsweise soll das Sonntagsfahrverbot zeitweise aufgehoben und die tägliche Lenkzeitbegrenzung ausgeweitet werden. Hierfür ist es weiterhin wichtig, die Entsorgung als systemrelevante Infrastruktur einzustufen, um Erleichterungen bei der Kita- und Schulnotbetreuung für die betroffenen Familien des Fahrpersonals nutzen zu können.

Wie man den Abfallentsorgungsunternehmen helfen kann
Grundsätzlich ist es zunächst wichtig, die anfallende Abfallmenge so gut als möglich zu reduzieren. Durch vermehrtes Aufhalten zu Hause kommt es zu Verhaltensänderungen. So wird beispielweise vermehrt Essen online bestellt, was in der Regel abfallintensiver ist. Sollte die Vermeidungsstrategie allerdings nicht möglich sein, kann das Verpackungsvolumen reduziert werden durch einfaches Zusammenfalten.
Die gewonnene Zeit im Eigenheim nutzen viele Menschen auch zum Entrümpeln und dazu, einen Frühjahrsputz durchzuführen. Dies führt zu einem verstärkten Besucheraufkommen bei den Wertstoffhöfen, sodass dazu aufgerufen wird, die Entsorgung von anfallenden Abfällen wie Sperrmüll oder Grünschnitt auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen. Viele Wertstoffhöfe sind wegen der Corona-Krise bereits geschlossen.
Das Übertragungsrisiko über den Abfall ist aktuell eher als gering einzustufen, sofern man sich an bereits bestehende Regelungen hält. So gehören Hygieneabfälle wie beispielweise Taschentücher nicht in den Bio- oder Papiermüll, sondern sind in möglichst zugeknoteten Plastiktüten über den Restmüll zu entsorgen.

Warum man trotzdem weiterhin Abfall entsorgen sollte
Dennoch ist es wichtig, dass auch in dieser angespannten Zeit genügend Input in die laufenden Recyclingkreisläufe eingespeist wird; schließlich lebt die Glasproduktion von eingeschmolzenen Altglasscherben. Wenn der Stoffstrom dadurch unterbrochen würde, dass die gebrauchten Glasbehälter im Restmüll landen, weil die Verbraucher Corona-bedingt den Weg zu den Depotcontainern scheuen, käme zu der derzeitigen Verknappung von Konsumgütern, vor allem durch Hamsterkäufe bedingt, noch ein Versorgungsengpass mit Flaschen und Gläsern hinzu.

Wie es auf dem globalen Markt des Schrotthandels aussieht
Auch international sind die Auswirkungen der Pandemie spürbar, doch nicht überall gleichermaßen ausgeprägt. China hat die „Vorreiterrolle“ übernommen und befindet sich aktuell im totalen Lockdown. Einige EU-Staaten ziehen nach, wobei in Italien bereits alle nicht lebensnotwendigen Betriebe schließen mussten. Dies zieht massive Folgen nach sich, da der Handel mit Italien mit einem Volumen von über 1,7 Mio. Tonnen pro Jahr einen der wichtigsten Abnehmer von Stahlschrott darstellt. Um dennoch Annahmestopps vermeiden zu können und so den Recyclingkreislauf aufrecht zu erhalten, fordert die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) temporäre Ausnahmeregelungen zur Erhöhung der Lagerkapazitäten.

Großbritannien und der Bundesstaat Kalifornien hingegen sehen das Schrottrecycling als wesentlich an, da es ein wichtiges Glied in der Lieferkette ist. Dennoch liefe das Geschäft auch hier eher schleppend; besonders der Export stellt die Zulieferer vor das Problem fehlender Container. Auch in Richtung Südostasien ist die aktuelle Situation schwierig; hier herrscht vorwiegend Panik, so beispielsweise in Mumbai, das vollkommen abgeriegelt zu sein scheint.

Dennoch ist Hoffnung in Sicht, sodass viele Unternehmen in China bereits im April mit einer vollständigen Erholung rechnen. Hier kommt auch die Entspannung des Handelsstreits mit den USA zum Tragen bspw. wegen der Zollbefreiung von 25 % für Kupfer- und Aluminiumschrott.

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