01 Okt Kleine Klicks mit großer Wirkung – Netzkonsum und die Folgen für das Klima
„Ich googel das mal.“ – 2004 stand das Verb, abgeleitet vom Namen der größten Internetsuchmaschine, erstmals im Rechtschreibduden. Seitdem hat sich die Anzahl der jährlichen Suchanfragen fast verdreißigfacht: auf rund zwei Billionen im Jahr 2016. Ein Jahr später werden weltweit pro Minute etwa 3,8 Millionen Suchanfragen über Google verarbeitet. Doch welche Auswirkungen hat das auf die Umwelt?
Nach Schätzungen des Unternehmens selbst entstehen durch eine einzige Google-Suchanfrage 0,2 Gramm CO2-Emissionen. Das sind über 40 Tonnen CO2 pro Stunde, die durch die Erzeugung von Strom für die benötigten Server und Rechenzentren frei werden. Da ist es nicht verwunderlich, dass der derzeitige Energieverbrauch des IT-Sektors laut einem aktuellen Greenpeace-Report auf sieben Prozent des weltweiten Stromverbrauchs geschätzt wird; wäre der IT-Sektor ein Land, dann hätte es nach China und den USA bereits 2014 den drittgrößten Stromverbrauch gehabt.
In Zukunft wird die Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft noch weiter zunehmen. Unabhängig davon, wie man diese Entwicklung bewertet, sollte der mit einer wachsenden Digitalisierung verbundene Ressourcenverbrauch möglichst umweltfreundlich und klimaschonend gestaltet werden. In jedem Fall wäre es wichtig, die digitale Infrastruktur so schnell wie möglich vollständig mit Energie aus erneuerbaren – anstelle von fossilen – Energiequellen zu betreiben.
Einige Internetkonzerne haben zwar in den letzten Jahren einen Großteil ihrer Energieversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt: so beziehen Apple, Facebook oder Google mittlerweile über die Hälfte der Energie für ihre Rechenzentren unter anderem aus Solar- und Windenergie. Dennoch versorgt etwa ein Konzern wie Amazon, der weltweit Marktführer im Cloud Computing ist und auch Dienste für Netflix, Pinterest und Spotify betreibt, seine Server noch immer zu einem großen Teil mit Strom aus fossilen Energieträgern oder aus Atomenergie.
Nicht nur die Internetkonzerne, auch wir als Nutzer müssen etwas tun, um den CO2-Ausstoß zu verringern. So können wir solche Suchmaschinen unterstützen, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzen, wie beispielsweise die Suchmaschine Ecosia. Das Unternehmen betreibt seine Server laut eigenen Angaben zu 100 Prozent mit Energie aus erneuerbaren Quellen. Außerdem setzt Ecosia 80 Prozent seiner durch Werbeeinnahmen erzielten Gewinne für Aufforstungsprojekte in 15 verschiedenen Ländern ein, darunter Brasilien, Kolumbien und Äthiopien. Allein im Juli dieses Jahres wurden insgesamt über 400.000 Bäume gepflanzt, unter anderem in Peru und Indonesien; seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 2009 sind es insgesamt über 50 Millionen Bäume.
Ein einfacher Klick an der richtigen Stelle kann also schon einen kleinen Beitrag zu einem geringeren CO2-Ausstoß leisten. Aber angesichts der enormen Mengen an Ressourcen, die beim täglichen Googeln, Surfen und Streamen verbraucht werden, sollten wir uns jedoch ganz bewusst dafür entscheiden, öfter mal gar nicht zu klicken. Wir sollten uns in „Digitaler Enthaltsamkeit“ üben, vielleicht auch mal wieder zu einem guten Buch greifen, ein ganz klassisches in gedruckter Form, versteht sich.
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