Elektroschrott – Recycling-und Rücknahmequoten erhöhen, aber wie?

Elektroschrott – Recycling-und Rücknahmequoten erhöhen, aber wie?

In Deutschland werden jährlich fast zwei Millionen Tonnen Elektrogeräte verkauft. Durch die verstärkte Digitalisierung und Automatisierung ist Elektroschrott zu dem weltweit am stärksten wachsenden Abfallstrom geworden. Die „Technologien der Zukunft“ enthalten wertvolle Metalle, wie Gold, Kupfer oder Seltene Erden, die umweltbelastend abgebaut werden. Doch von den fast zwei Millionen Tonnen Elektrogeräten, die in Verkehr gebracht werden, werden nur etwa 40 Prozent gesammelt und ordnungsgemäß verwertet; zehn Prozent landen im Restmüll und 50 Prozent werden illegal in der EU oder in anderen Ländern – häufig auch in Entwicklungsländern – entsorgt. Mit der illegalen Entsorgung von Elektroschrott, vor allem in Afrika und Asien, werden nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) weltweit immer größere Geschäfte gemacht. Auf bis zu 19 Milliarden Dollar pro Jahr, das sind knapp 17 Milliarden Euro, schätzt das UN-Umweltprogramm UNEP den Wertumfang der Verschiffung und Ausschlachtung von ausgedienten Computern, Fernsehern, Handys oder anderen Elektronikprodukten unter Umgehung bestehender Gesetze oder Vorschriften. „Bis zu 90 Prozent des jährlichen weltweiten Elektromülls werden illegal gehandelt oder entsorgt“, heißt es in einem UNEP-Bericht.

Woran liegt es, dass auch in Deutschland der Anteil der fachgerecht gesammelten Elektrogeräte so gering ist? Viele Verbraucher meiden den Weg zum Wertstoffhof oder wissen nicht, dass laut Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) Händler mit über 400 Quadratmeter Verkaufs- oder Lagerfläche zur Rücknahme von Altgeräten verpflichtet sind. Zu diesen Altgeräten zählen unter anderem Wärmetauscher, Bildschirme und Monitore, Lampen und kleine Geräte der Informations- und Telekommunikationstechnik. Ab 1. Mai 2019 sollen auch „passive Elektro- und Elektronikgeräte“, die keine eigene, aktive Funktionalität besitzen, unter das ElektroG fallen – dazu zählen beispielsweise Antennen, Steckdosenleisten und Adapter.

Neben flächendeckender Rücknahmemöglichkeiten sollten zusätzlich verschiedene finanzielle Anreize zur Rückgabe von Altgeräten geboten werden. So könnte für gebraucht angebotene Waren oder Reparaturen der Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent reduziert werden, um das Weitergeben anstatt das Wegwerfen gebrauchter Elektrogeräte zu fördern. Die Händler könnten auch Rabatte für ein neues Gerät gewähren und zwar dann, wenn das alte zurückgegeben wird. Oder sie könnten Gutscheine für Altgeräte verteilen, wie die Elektrofachkette Saturn. In drei Berliner Saturn-Filialen wurden deshalb Automaten aufgestellt, an denen gebrauchte, noch funktionsfähige Handys gegen einen Gutschein in Höhe des Restwertes des Handys abgegeben werden können. Angesichts von rund 124 Millionen Mobiltelefonen, die allein in Deutschland bei Verbrauchern ungenutzt in Schubladen oder Kellern liegen, ist dies sicherlich ein lohnenswerter Ansatz.

Finanzielle Anreize ließen sich auch in Form eines zusätzlichen Pfands schaffen. Dazu erklärt Philipp Sommer, stellvertretender Leiter des Bereichs Kreislaufwirtschaft von der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation Deutsche Umwelthilfe: „Mittelfristig muss für Elektrogeräte ein Pfand erhoben werden. Nur durch ein Pfandsystem kann die illegale Entsorgung von Elektroschrott auf ein absolutes Minimum reduziert werden.“ Auch der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) forderte schon vor Jahren ein Pfand für Mobiltelefone und Laptops – nach dem Vorbild des Pfandsystems für Autobatterien mit einer Verwertungsquote von nahezu 100 Prozent. Dass sich ein Pfandsystem positiv auf die Sammelquoten auswirkt, ist außerdem am Pfand für Getränkeverpackungen zu erkennen, diese liegt bei über 96 Prozent.

An konkreten Vorschlägen und Konzepten, wie die Rücklaufquoten für Altgeräte erhöht werden könnten, mangelt es nicht, offenbar fehlt jedoch bisher der politische Wille, sie umzusetzen. Im Jahr 2016 hatte Deutschland die europäische Sammelquote für Elektroschrott in Höhe von 45 Prozent bereits knapp verfehlt. 2019 müssen nach EU-Vorgaben dann 65 Prozent der Altgeräte eingesammelt werden. Laut Umweltbundesamt ist jetzt schon absehbar, dass Deutschland auch diese Vorgabe nicht erreicht wird. Es ist an der Zeit zu handeln.

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