Europäische Plastikstrategie: Ein Plan, der zukunftsfähig ist oder ein zahnloser Tiger?

Europäische Plastikstrategie: Ein Plan, der zukunftsfähig ist oder ein zahnloser Tiger?

In diesem Jahr hat die EU-Kommission die lange angekündigte EU-Plastikstrategie vorgelegt. Ein Maßnahmenplan ist dringend geboten, denn in der EU werden jährlich etwa 25 Mio. Tonnen Plastikabfälle erzeugt, die nur zu einem kleinen Teil ordnungsgemäß  entsorgt werden.  Die EU-Kommission will nicht nur erreichen, dass mehr verwertet wird, es sollen auch besonders kritische Kunststoffe –  kurzlebige Einwegverpackungen – gemindert oder sogar ganz verboten werden.

Doch wie werden heute Kunststoffabfälle entsorgt? Etwa 30 % davon werden in der EU – laut vorliegender Statistiken –verwertet.  In Deutschland beispielsweise hat sich die Kunststoffverwertung sehr sprunghaft entwickelt durch die Einführung der „Gelben Tonne“ Anfang der 90 er Jahre. Anfangs noch mit Zuzahlungen über das Duale System konnten sich zahlreiche Kunststoffverwertungsverfahren etablieren. Deshalb ist es heute möglich, aus einem Mix verschiedener Verpackungen und Störstoffen bestehend aus Verbunden, Metallen, verschiedenen Plastikabfällen sowie die anhaftenden Verschmutzungen  derartig zu sortieren, dass dann eine Aufbereitung zu sortenreinen Kunststoffen und eine erneute Anwendung möglich wird. Aber bis heute ist der Anteil der zurück gewonnenen sogenannten Post-Consumer-Abfälle nach wie vor gering. Kritisiert wird vor allem, dass daraus im Wesentlichen Produkte (z.B. Parkbänke, Bodenbeläge) hergestellt werden, die von minderer Qualität sind, manche böse Stimmen sprechen auch von „Downcycling“. Vergessen wird hierbei immer, dass trotzdem Rohstoffeinsparung stattfindet und fossile Energie ersetzt wird. Kunststoffabfälle aus der Produktion haben naturgemäß höhere Qualität als Post-Consumer-Abfälle und sind leichter zu verwerten, diese können in großen Mengen nach einem einfachen Umschmelzen direkt wieder eingesetzt werden.

Große Sorgen bereiten jedoch die Kunststoffabfälle, die nicht richtig entsorgt werden, weil sie schlecht abbaubar sind und deshalb nahezu ubiquitär in der Umwelt vorkommen. Experten äußern die Befürchtung, dass Mikroplastikpartikel im Meer dazu führen können, dass in wenigen Jahren diese Verschmutzung eine größere Masse ausmacht als der Fischbestand.  Zahlreiche Initiativen wurden gestartet teils von Umweltverbänden wie Greenpeace (https://www.greenpeace.org/usa/oceans/) und World Wildlife Fund (Meeresschutzprogramm) aber auch von der Industrie selbst, um der Verschmutzung zu begegnen („Waste Free Oceans“, European Plastic Converters, Brüssel). Die Meeresschutzorganisation Oceana nimmt an, dass stündlich etwa 675 Tonnen Müll ins Meer gekippt werden. Organisationen wie UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) teilen mit, dass Kunststoffabfälle etwa 80 % dieser Müllmengen ausmachen. Heute verschmutzen bereits unglaublich hohe Mengen von etwa  142 Mio. Tonnen Plastikabfälle die Weltmeere, deshalb reicht eine einfache „Plastikstrategie“ der EU nicht aus. Wichtig sind rechtsverbindliche Ziele der EU, die hohe Anforderungen stellen sollen an die ordnungsgemäße Entsorgung, den Wiedereinsatz als Sekundärrohstoff und finanzielle Anreize enthalten müssen, um insbesondere die Wiederverwendung und Verwertung zu fördern. Kunststoffe sind mittelfristig jedenfalls nicht zu substituieren, weil sie in vielen Anwendungen kaum mehr weg zu denken sind.   Die EU sollte jedoch Regelungen schaffen, die beispielgebend sind auch für andere Länder wie China und Indien, die zu den größten Verschmutzungen hinsichtlich Mikroplastik beitragen. Zusätzlich ist jeder selbst gefragt, sparsam bei der eigenen Plastikproduktion zu sein. Vorschläge zum richtigen Umgang mit Kunststoffabfällen sowie zur Sekundärverwendung werden von uns jedenfalls  gerne entgegen genommen!

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