POPs- eine neue Gefahr oder kann man Entwarnung geben?

POPs- eine neue Gefahr oder kann man Entwarnung geben?

POP ist ein aus dem Englischen abgeleiteter Begriff. Er steht für „persistant organic pollutants“, auf deutsch persistente organische Schadstoffe. Es handelt sich gemäß eines internationalen Abkommens (Stockholm-Konvention) um die gefährlichsten Schadstoffe, die die Menschheit kennt. Sie sind entweder ganz bewusst produziert worden, wozu eine Reihe von Insektiziden gehören (z.B. DDT) oder sind durch industrielle Prozesse unbeabsichtigt entstanden (z.B. Dioxine und Furane in Verbrennungsprozessen). Jedenfalls sind sie nun in der Welt, sind nahezu ubiquitär vorhanden. Sie können in der Umwelt vorkommen, sind also in Wasser, Luft und Boden nachweisbar, sie kommen aber auch in den Produkten des täglichen Lebens vor. Wird heute ein Fisch verspeist, ist davon auszugehen, dass auch POPs ungewollt mit aufgenommen werden. Doch wie gefährlich sind sie eigentlich für Mensch und Umwelt?

Paracelsus sagte im 16. Jahrhundert: „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ Dies trifft auf die POPs nur eingeschränkt zu, sie können auch in geringsten Konzentrationen gefährlich werden, aber nur dann, wenn sie aufgenommen werden, also überhaupt bioverfügbar sind. Sie haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie, einmal in einem Umweltkompartiment vorhanden, nur schlecht abgebaut werden, weil sie als besonders langlebig gelten. Sind sie beispielsweise in einem Gewässer partikelgebunden vorhanden, können sie nur über Sedimente in fettreichen Fisch aufgenommen werden, sie reichern sich deshalb in Nahrungsketten an. Weil sie überwiegend eine komplexe chlororganische Struktur haben, sind sie nicht wasserlöslich, und werden deshalb gerne über besonders fetten Fisch (z.B. Aal) in die Organe im Körper aufgenommen, die besonders fetthaltig sind (z.B. Leber und Gehirn).

Die EU und deren Mitgliedstaaten haben zahlreiche – vor allem legislative – Maßnahmen ergriffen, um die POPs zu beschränken und komplett in der Herstellung zu verbieten. Da diese Schadstoffe aber besonders langlebig und eben bereits ubiquitär vorhanden sind, sind weitergehende Maßnahmen oft wenig sinnvoll. Zusätzliche Forderungen in Richtung „Filterung“, „Abbau“ oder „Rückhaltemaßnahmen“  führen in manchen Branchen bereits zu erheblicher Unsicherheit und kann ggf. zu hohen notwendigen Investitionen führen, ohne dass tatsächlich Gesamtkonzentrationen verringert werden. Zudem kann bei Stichproben nachgewiesen werden, dass die POP-Konzentration in den verschiedenen Umweltmedien wegen der Verbote überwiegend abnimmt. Wichtiger wäre heute mehr Transparenz über das aktuelle Vorkommen in Umweltmedien, Nahrungsmitteln und Consumerprodukten. Deshalb wäre die Aufstellung eines kompletten POP-Katasters sinnvoll, das auch die Hintergrundkonzentrationen der POPs beispielsweise in Böden und Gewässern abdecken müsste. Eine ganz gute Basis stellt sicher bereits die Dioxindatenbank des Bundes dar. Diese sollte nun erweitert werden, so dass eine komplette Übersicht für alle POPs in verschiedenen Umweltmedien und den wichtigsten Grundnahrungsmitteln vorhanden ist.

Heute werden, laut einer Blutprobendatenbank, die seit Anfang der 80er Jahre geführt wird, etwa 300 Schadstoffe im Blut nachgewiesen. Die Wirkung miteinander und gegeneinander ist nicht bekannt und heute praktisch nicht zu untersuchen. Aufgerufen sind hier Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, sich um die komplexen Auswirkungen und Konsequenzen auf Mensch und Umwelt auszutauschen. Bevor wir den Weltraum mit Milliarden Steuergelder ergründen, müssen wir zuerst verstehen, was genau auf unserer Erde passiert.

Quelle: Dieter Schütz / pixelio.de

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