Mikroplastik – Gefahr in Nahrungsmitteln und Umwelt?

Mikroplastik – Gefahr in Nahrungsmitteln und Umwelt?

Mikroplastikpartikel sind kleine Kunststoffteile, die entweder bewusst einem Produkt zugesetzt wurden (z.B. in Kosmetika oder Babywindeln als Superabsorber) oder  als abgebaute Partikel in Gewässern und anderen Umweltmedien nachzuweisen sind. Sie stellen in der Zwischenzeit eine bis heute unberechenbare Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Es sind zahlreiche politische und gesetzgeberische Maßnahmen notwendig, um die Emissionen drastisch zu verringern.

Warum werden die etwa 500 t Mikroplastikpartikel pro Jahr in Deutschland in kosmetischen Produkten angewendet? In Zahnpasta oder Peelingcremes geht es letztendlich um den besseren „mechanischen“ Reinigungseffekt.  Große Unternehmen wie Procter & Gamble oder Unilever haben zwar angekündigt, die Mengen zu reduzieren, jedoch hat der BUND – Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland herausgefunden, dass noch immer mehrere Hundert Kosmetikartikel allein auf dem deutschen Markt sind, die Mikroplastikteilchen enthalten. In Gewässer finden sich letztendlich Partikel unterschiedlicher Größe und Herkunft: Partikel, die kleiner als 20 µm sind, werden nicht in Kläranlagen zurück gehalten. Zudem finden sich Teilchen aus abgebauten Kunststoffprodukten (Verpackungen, Treibgut, Netzen..) unterschiedlicher Größe in Salz- und Süßwasser, die durch mechanische Prozesse (Strömungen) und biologische Zersetzung abgebaut werden. Weil der Abbauprozess von Kunststoffen allerdings viele Jahrhunderte andauern kann, sind diese Partikel – unabhängig ihrer Herkunft – sehr lange nachweisbar.

Jüngste Untersuchungen im Rhein durch die Universität Basel haben ergeben, dass vor der niederländischen Grenze eine der bisher höchsten Konzentrationen in Flüssen gefunden wurde. Es ergibt sich eine Plastikfracht an der Wasseroberfläche des Rheins auf dem Weg in den Atlantik von 191 Mio. Partikel pro Tag, damit etwa zehn Tonnen pro Jahr. Als auffällig wurde bezeichnet, dass neben Faser- und Fragmentteilchen vor allem Plastikkügelchen gefunden wurden, was auf industrielle Einleiter unbekannter Herkunft hinweist. Jüngste Untersuchungen in Dänemark haben gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Plastikpartikelemissionen ins Oberflächengewässer vom Reifenabrieb kommen.

Welche Gefahren bestehen?  In Kunststoffen selbst finden sich Weichmacher, Styrole und verschiedene Farbstoffe, die teilweise als krebserzeugend, giftig und endokrin wirksam eingestuft sind. Werden kleinste Partikel über Fische und andere Meerestiere in die Zellen verschiedener Gewebe aufgenommen, können sie über die Nahrungskette auch zum Mensch gelangen. Mikrofasern aus Kunststoffen sind sowohl im Mineralwasser als auch im Bier nachgewiesen, Kunststoffpartikel wurden bislang in zahlreichen Meerestieren nachgewiesen. Japanische Forscher haben ermittelt, dass 16 verschiedene Arten von Kunststoffen in Fischen vor Japans Küsten gefunden wurden. Die höchste Konzentration an Kunststoffen wurde in Sardellen festgestellt. Diese ernähren sich von Plankton, wodurch auch kleinste Kunststoffteile einen einfachen Zugang zu den Tieren haben. Wissenschaftler prognostizieren heute, dass bereits in 2050 mehr Plastikpartikelmasse im Meer zu finden sein wird als Meerestiere.

Es ist keine Frage, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nicht nur unsere Nahrungsmittel sondern auch unsere Gewässer müssen besser geschützt werden. Die Verwendung von Mikroplastik in Kosmetika ist dringend zu verbieten, vorbildlich seien hier als erstes EU-Land Schweden sowie Neuseeland und Kanada genannt, wo es bereits Verbote für Zahnpasta und Duschgels gibt. Zudem sind Abwasserbehandlungsanlagen in der Pflicht, Reinigungsstufen vorzusehen, die eine Rückhaltung der Partikel gewährleisten. In der EU wurde jüngst die EU-Plastikstrategie auf den Weg gebracht, die zahlreiche Maßnahmen vorsieht, um Kunststoffe zumindest in „kurzlebigen Verpackungen“ zu vermeiden, die nach dem Abbau ebenfalls zu Mikroplastik werden können. Derzeit ist jedoch zu bezweifeln, ob dies ausreichend ist und schnell genug Erfolge bringt. Es ist sehr viel mehr Kreativität, politischer Wille und Forschung notwendig, um Maßnahmen zu finden, die Mensch und Umwelt schützen. Alle „kreativen Köpfe“ sind aufgerufen, erfolgversprechende Maßnahmen vorzuschlagen.

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